Wie sichtbar sind Wissenschaftler*innen in Pressemitteilungen? Eine Analyse am Beispiel der FH Potsdam


Von Dorothee Gümpel

Wir möchten herausfinden, wie sichtbar Wissenschaftlerinnen sind. In diesem Kontext haben wir auch die Rolle der Hochschulkommunikation untersucht, die an Hochschulen eine wichtige Funktion für die Sichtbarkeit nach außen einnimmt und als Schnittstelle zwischen Wissenschaftler*innen, Presse und Öffentlichkeit fungiert. 

Pressemitteilungen sind ein Medium um Journalist*innen über wissenschaftliche Erkenntnisse, Forschungsaktivitäten, Neuigkeiten und Veranstaltungen der Hochschule zu informieren. Pressemitteilungen werden von der Stabsstelle Presse und Wissenschaftskommunikation der Hochschule veröffentlicht. An der Erstellung sind die Hauptakteur*innen aus den Meldungen oft beteiligt – in jedem Fall gibt es vor Veröffentlichung einen Freigabeprozess.

Wir haben die Pressemitteilungen der Fachhochschule Potsdam systematisch ausgewertet. Dabei gab es Zugriff auf 250 Pressemitteilungen der Jahre 2019 bis 2022. 

Ziel unserer Analyse: Präsenz von Wissenschaftlerinnen und Verteilung der Fachbereiche

Wir wollten herausfinden,

  • welchen Anteil weibliche Forschende als Hauptakteurinnen haben
  • welche Statusgruppen am häufigsten genannt werden
  • welches Geschlecht in direkten Zitaten und Headlines dominiert
  • wie die Verteilung in den einzelnen Fachbereichen der Hochschule aussieht

Die Inhalte der Pressemitteilungen wurden quantitativ analysiert. Aus den Pressemitteilungen wurden verschiedene Kategorien untersucht. Neben dem gelesenen Geschlecht der Hauptakteur*innen wurde die Statusgruppe erfasst, die Themenkategorie der Meldung, der angegebene Kontakt, die interne oder externe Zugehörigkeit sowie die Nennung von Personen in Überschriften und Zitaten. 

Ergebnisse der Analyse

Wir haben herausgefunden, dass 56,39 % der Hauptakteur*innen aus den Pressemitteilungen weiblich gelesen sind. Die Hauptakteurinnen sind überwiegend Professorinnen. Auch Zitate stammen mehrheitlich von weiblich gelesenen Personen (62,42 %). In Headlines sind mehrheitlich männlich gelesene Personen genannt. Dies deutet darauf hin, dass Frauen auf den ersten Blick weniger sichtbar erscheinen als ihre männlichen Kollegen.

Der Gleichstellungsbericht der Fachhochschule Potsdam 2020 zeigt, dass das Personal der Hochschule zu 53,7 % weiblich gelesen ist. In den Statusgruppen der Professor*innen und der akademischen Mitarbeitenden liegt der Anteil der weiblich gelesenen Personen bei 46,61 %. Der Anteil von Frauen an den hauptamtlichen Professuren der FH Potsdam lag 2021 deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 26,3 %.

Im untersuchten Zeitraum war der Fachbereich Design der meist genannte Fachbereich in den Meldungen der Hochschule. Der Anteil der weiblich gelesenen Personen liegt hier bei knapp 58 %. Schlusslicht ist der Fachbereich Bauingenieurwesen mit einem Anteil von 44 % weiblich gelesenen Hauptakteurinnen. 

Die Hochschulkommunikation unterstützt Wissenschaftlerinnen bei ihrer Sichtbarkeit

Eine bewusste Auswahl von Hauptakteur*innen in Pressemitteilungen sowie eine geschlechtergerechte Sprache und Berichterstattung können dazu beitragen, die Präsenz von Frauen in den Medien zu stärken und ein ausgewogeneres Bild der wissenschaftlichen Community zu vermitteln. Die Hochschulkommunikation spielt hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie sicherstellt, dass die Leistungen und Erkenntnisse von Wissenschaftlerinnen angemessen präsentiert werden.


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