Hinter den Tweets: Unsere Forschung zum Thema #IchbinHanna


Von Sarah Gödicke 

Zu Beginn des Projekts widmeten meine Kollegin Nelly und ich uns der Analyse des Hashtags #IchbinHanna auf Twitter. 

Der Hashtag #IchbinHanna durchflutete vor allem im Juni 2021 das Internet, wobei hier Wissenschaftler*innen gegen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz protestierten. Sie berichteten vor allem in Tweets darüber, was dauerhafte Befristungen für sie bedeuten, nämlich Planungsunsicherheit oder auch das Verlassen des deutschen Wissenschaftssystems. 

Unsere #IchbinHanna-Analyse 

Tweets, die von Juni 2021 bis September 2021 gepostet wurden, dienten als Ausgangspunkt unserer Forschung. Insgesamt analysierten wir 611 Tweets, wobei 62% der Verfassenden weiblich und 38% männlich waren. Unser Fokus lag dabei auf mehreren Aspekten, angefangen bei der aktuellen Tätigkeit innerhalb bzw. außerhalb der Wissenschaft über die Bewertung des deutschen Wissenschaftssystems bis hin zu persönlichen Umständen, wie Kinder, befristete Verträge und der Einfluss der Belastungen des Systems auf die mentale Gesundheit. 

Die erhobenen Daten lieferten interessante Einblicke. Beispielsweise sprachen von den 379 Frauen, die sich äußerten, 115 über ihre aktuelle Position. Dabei zeigte sich, dass nur 23 Frauen in der Wissenschaft tätig sind, während 92 in nicht-wissenschaftlichen Bereichen oder im Ausland arbeiten. In Bezug auf die Bewertung des deutschen Wissenschaftssystems äußerte sich keine der 254 Personen, die hierzu twitterten, positiv. Jede einzelne Person gab eine negative Einschätzung ab.

Der Einfluss von Befristungen auf die mentale Gesundheit

Besonders prägnant war das Schlagwort „Befristung“, das in vielen Tweets auftauchte, da – wie oben erwähnt – durch die #IchbinHanna-Bewegung auf die schlechten Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft aufmerksam gemacht wurde. Unsere Analyse zeigte, dass diese Befristungen unter anderem eine Belastung für die mentale Gesundheit der Wissenschaftler*innen darstellen.

Ich persönlich beschäftige mich momentan in meinem Studium auch verstärkt mit mentaler Gesundheit, weshalb ich diesen Teil der Analyse besonders spannend, aber auch alarmierend fand. Rund 50 Personen berichteten in ihren Tweets von Ängsten, Existenzsorgen, Unsicherheiten, extremen psychischen Belastungen, Mobbing oder auch von in Anspruch genommener Psychotherapie. Diese Stressoren haben dazu geführt, dass einige Wissenschaftler*innen den Wissenschaftsbetrieb verlassen haben, wobei Frauen besonders stark betroffen sind. 

Was sich ändern muss

Die Ergebnisse unserer Analyse der #IchbinHanna-Tweets verdeutlichen, dass die prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft nicht nur theoretische Diskussionen sind, sondern auch konkrete Auswirkungen auf das Leben der Wissenschaftler*innen haben. Hier sieht man, wie wichtig es ist, dass solche Debatten nicht nur in den sozialen Medien geführt werden, sondern auch die Strukturen des Wissenschaftssystems verändert werden müssen. Uns als Projektteam ist es wichtig, die Stimmen der Betroffenen hörbar zu machen und wir hoffen, dass dies zu positiven Veränderungen in der Wissenschaft führen wird. Es muss daran gearbeitet werden, eine Umgebung zu schaffen, in der Wissenschaftler*innen nicht nur sichtbar sind, sondern auch unter fairen und unterstützenden Bedingungen arbeiten können. 

Wenn ihr noch mehr Content zum Thema sehen wollt, könnt ihr euch gern das Video meiner Kollegin Nelly zu unserer #IchbinHanna-Analyse anschauen.

Vielen Dank an das #IchbinHanna Research Collective für die Bereitstellung der Daten! An: David Adler, Migle Bareikyte, Elen Le Foll, Christian Funk, Stefan Laser, Jana Lasser Und besonders an Stefan Laser, der uns mit weiteren Informationen versorgt hat.


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